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Ludwig Meidner. Der heißeste Krater einer vulkanischen Epoche

Vortrag von Erik Riedel (Frankfurt am Main) anlässlich der Wiedereröffnung der Ausstellung „HORCHER IN DIE ZEIT – Ludwig Meidner, Expressionist, Zeichenlehrer an der Jawne“

Ludwig Meidner, Apokalyptische Stadt, 1913 (Bild: Westfälisches Landesmuseum Münster)

Der Maler, Zeichner und Dichter Ludwig Meidner ist vor allem wegen seiner „Apokalyptischen Landschaften“ bekannt. Diese gemalten Katastrophenszenarien und Weltuntergangsvisionen, die bereits ab 1912 entstanden, wurden (nicht nur von Meidner selbst) als Vorahnungen des Ersten Weltkriegs interpretiert. Als expressionistischer Zeichner und Grafiker porträtierte er zahlreiche Dichter und Intellektuelle der Berliner Kulturszene und schuf Illustrationen für Bücher und Zeitschriften.

Nach dem Ersten Weltkrieg wandte er sich der jüdischen Religion zu und proklamierte seinen „Gang in die Stille“ – so der Titel seines 1929 erschienen Bandes mit autobiographischer Kurzprosa. Durch die Nationalsozialisten wurde er als „entartet“ verfemt und nahm, um dem steigenden antisemitischen Druck in Berlin zu entgehen, eine Stelle als Zeichenlehrer am jüdischen Reformrealgymnasium Jawne in Köln an. Buchstäblich in letzter Sekunde, im August 1939, emigrierte Meidner nach England. Nach der Rückkehr aus dem Exil war Meidner beinahe vergessen, und es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis sein Werk wieder angemessen gewürdigt wurde.

Der Vortrag stellt Leben und Werk dieses faszinierenden Künstlers vor, den der Kunstkritiker Willi Wolfradt treffend als den „heißesten Krater der vulkanischen Epoche“ des Expressionismus charakterisierte.

Erik Riedel ist Kunsthistoriker und Kurator des Ludwig Meidner-Archivs am Jüdischen Museum Frankfurt, das den künstlerischen Nachlass Meidners betreut.