Zur Geschichte des jüdischen Gymnasiums Jawne in Köln (1919 – 1942)
1919
1929
Am 1. April übernimmt Dr. Erich Klibansky die Leitung der Jawne, die in diesem Jahr die ersten Oberstufenklassen bekommt. Sie trägt nun die Bezeichnung „Privates jüdisches Reformrealgymnasium mit Realschule für Knaben und Mädchen“ und hat in diesem Jahr 149 Schülerinnen und Schüler.
1932
Inzwischen hat die Jawne 224 Schülerinnen und Schüler. Die ersten machen in diesem Jahr ihr Abitur.
1933
Wenige Wochen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird am 25. April das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ erlassen, das die Neuaufnahme jüdischer Schüler*innen und Student*innen an Schulen und Hochschulen auf 1,5 Prozent begrenzt.
1935
Infolge eines Erlasses des Reichserziehungsministeriums vom 10. September zur „Rassentrennung auf den öffentlichen Schulen“ werden auch in Köln immer mehr jüdische Schülerinnen und Schüler gezwungen, ihre Schulen zu verlassen. Viele wechseln an die Jawne. Da sich auch immer mehr Familien zur Auswanderung entschließen, herrscht große Fluktuation in den Klassen. Zunehmend besuchen auch Kinder und Jugendliche aus Bonn, Wuppertal, Düsseldorf oder dem Ruhrgebiet die Jawne.
1937
Mit 423 Schülerinnen und Schülern erreicht die Jawne in diesem Jahr den Höchststand an dort lernenden Kindern und Jugendlichen. Eine neue englischsprachige Abschlussklasse soll auf die Aufnahmeprüfung an britischen Universitäten vorbereiten.
1938
In den Pogromen vom 9. und 10. November werden auch die Gebäude an der St.-Apern-Straße 29-31 verwüstet. Unter den etwa 800 jüdischen Männern, die in Köln von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau verschleppt werden, sind auch Lehrer der Jawne. Mit einem Erlass vom 15. November werden alle jüdischen Kinder und Jugendlichen, die noch öffentliche Schulen besuchen, von dort verwiesen. Die Abiturzeugnisse jüdischer höherer Schulen werden nur noch im Ausland anerkannt.
1939
Ende März besuchen noch 163 Kinder und Jugendliche die Jawne. Zwischen Januar und Juli können etwa 130 Schüler und Schülerinnen mit von Direktor Klibansky organisierten Kindertransporten nach England ausreisen.
Im Oktober muss auch die frühere städtische jüdische Volksschule Lützowstraße, die zuletzt in der Löwengasse untergebracht war, in das Schulgebäude an der St.-Apern-Straße umziehen.
1941
Die Jawne als „Höhere Schule“ wird geschlossen. Für eine kurze Zeit werden die Schülerinnen und Schüler noch in die Volksschule übernommen, dann wird der Schulbetrieb ganz eingestellt. Im Herbst beginnen auch für die Kölner Juden die Deportationen – das letzte Stadium der Verfolgung; eine Flucht ist nicht mehr möglich.
1942
Ein Erlass des Reichserziehungsministers vom 30. Juni verbietet jeden weiteren Unterricht für jüdische Schülerinnen und Schüler. Wie alle anderen jüdischen Schulen wird die Jawne zum 1. Juli endgültig geschlossen.