In unserer neuen Sonderausstellung zeigen wir Dokumente der Kölner Familie Königshöfer. Der größte Teil stammt aus dem Nachlass des ehemaligen Jawne-Schülers Jona Hatsor (früher Jonas Königshöfer), der über verschiedene Projekte und eine persönliche Freundschaft mit dem Lern- und Gedenkort Jawne verbunden war.
Als Jona Hatsor im April 2015 in Tel Aviv starb, fanden sich zwischen seinen Unterlagen auch Schulhefte, Aufsätze, Zeichnungen und anderes aus seiner Zeit als Schüler des jüdischen Gymnasiums Jawne. Die Dokumente bieten einen direkten Einblick in das kreative Geschehen und Lernen an diesem Ort und werden zum ersten Mal in der Öffentlichkeit gezeigt.
Darüber hinaus sind auch Briefe, Fotografien und weitere Dokumente der Familie zu sehen.
Wir freuen uns über Ihr Interesse!
Dienstag, 14. Dezember 2021
Giesberts-Lewin-Preis
Giesberts-Lewin-Preis, Skulptur von Ansgar Nierhoff (Foto: Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit)
Am 22. November 2021 wurden die Zeitzeugin und Shoah-Überlebende Tamar Dreifuss sowie der Lern- und Gedenkort Jawne mit dem Giesberts-Lewin-Preis ausgezeichnet. Mit dem Preis würdigt die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit herausragendes ehrenamtliches Engagement im Einsatz gegen rassistische und antisemitische Tendenzen in der Gesellschaft und für Toleranz und Völkerverständigung in Politik, Gesellschaft und Kultur.
Die Preisverleihung fand in den Räumen des Käthe Kollwitz Museums statt. Unter nachstehendem Link lässt sich die Videoaufzeichnung der Veranstaltung anschauen.
Ausstellung »Gerettet – auf Zeit« Kindertransporte nach Belgien 1938 / 1939 bis zum 1. August 2021 im Kulturkino Vogelsang IP
Blick in die Ausstellung »Gerettet – auf Zeit«. Teil der Ausstellung ist eine skulpturale Installation des Künstlers Ludwig Dunkel. (Foto: Lern- und Gedenkort Jawne)
Die Ausstellung des Lern- und Gedenkorts Jawne in Kooperation mit Anne Prior wird vom 1. April bis zum 1. August 2021 im Kulturkino Vogelsang IP gezeigt. Bitte informieren Sie sich vor Ihrem Besuch auf der Website von Vogelsang IP, ob und unter welchen Auflagen die Ausstellung aufgrund der Pandemie-Lage geöffnet ist.
Das Video der digitalen Eröffnungsveranstaltung, u.a. mit Grußworten ehemals versteckter Kinder und ihrer Nachfahren, lässt sich unter nachstehendem Link anschauen:
Transkripte bzw. Übersetzungen der Grußworte, die in französischer und englischer Sprache gehalten wurden, finden Sie im PDF auf der Homepage des Vogelsang IP.
Aus dem gesamten Deutschen Reich können 1938 und 1939 etwa tausend jüdische Kinder der Ausgrenzung und Verfolgung im nationalsozialistischen Deutschland entkommen: In 17 Kindertransporten werden sie nach Belgien in Sicherheit gebracht – eine nur vorläufige Sicherheit, wie sich spätestens nach der deutschen Besetzung Belgiens im Mai 1940 herausstellt. Ermöglicht werden die Kindertransporte durch das außergewöhnliche Engagement von Organisationen und Individuen in Belgien und im Deutschen Reich.
Die Ausstellung stellt nahezu unbekannte Rettungsgeschichten und die außergewöhnlichen Lebenswege der geretteten Jungen und Mädchen vor. Nicht zuletzt thematisiert sie die große Hilfsbereitschaft der belgischen Bevölkerung, der viele Kinder ihr Leben verdanken.
Wenn Sie Fragen haben oder den Ausstellungskatalog bestellen möchten, können Sie unter info@jawne.de gerne eine Mail schicken.
Dr. Aliaksandr Dalhouski, stellvertretender Leiter der Geschichtswerkstatt »Leonid Lewin« Minsk, erläutert in einer virtuellen Exkursion zum Vernichtungsort Malyj Trostenez die weitläufige Erinnerungslandschaft am Rande von Minsk, der Hauptstadt von Belarus. Dort wurden vom Frühjahr 1942 bis Oktober 1943 mindestens 60.000 Menschen – Partisan*innen, Kriegsgefangene, Juden und Jüdinnen aus Belarus und anderen Teilen der Sowjetunion wie auch aus Deutschland, Österreich und Tschechien deportierte Juden und Jüdinnen – ermordet. Das Video gibt einen Überblick über die während der deutschen Besatzung an diesem Ort begangenen Verbrechen und die Entwicklung der Erinnerungskultur seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute.
Der Lern- und Gedenkort Jawne ist auf besondere Weise mit diesem Ort verbunden: Am 20. Juli 1942 wurden mehr als 1.100 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Köln und dem Rheinland nach Minsk deportiert, darunter viele Schüler:innen der Jawne, sowie Schulleiter Erich Klibansky und seine Familie. Sie alle wurden direkt nach der Ankunft in Malyj Trostenez ermordet.
Da wir uns aufgrund der Pandemie diesmal nicht gemeinsam am Löwenbrunnen treffen konnten, haben alle Beteiligten Videobeiträge erstellt, die zu einer Online-Gedenkstunde zusammengefügt wurden.
Wie immer war dies eine gemeinsame Veranstaltung der Synagogen-Gemeinde Köln, des Katholischen Stadtdekanats und des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region in Verbindung mit dem Arbeitskreis Lern- und Gedenkort Jawne.
Unser herzlicher Dank gilt allen Beteiligten der Evangelischen und Katholischen Kirche, der Synagogen-Gemeinde Köln, der Stadt Köln und der drei beteiligten Schulen: Thusnelda-Gymnasium Köln, Schiller-Gymnasium Köln und Collegium Josephinum Bonn. Wir danken dem Amt für Presse und Kommunikation des Ev. Kirchenverbandes für die technische Realisierung dieses Projektes!
Mittwoch, 23. Dezember 2020
Wir trauern um Harry Dreifuss
Am 16. Dezember 2020 ist unser Freund Harry Dreifuss gestorben. Wir sind sehr traurig.
Harry Dreifuss wurde am 18. Mai 1935 in Mannheim geboren. Er war erst wenige Monate alt, als seine Eltern und Großeltern sich entschieden, vor der nationalsozialistischen Verfolgung zu flüchten und eine neue Heimat in Palästina zu suchen. So wuchs Harry in Tel Aviv auf, ging dort zur Schule, erlebte das Kriegsende und 1948 die israelische Staatsgründung.
Harry Dreifuss im Lern- und Gedenkort Jawne, 2015 (Foto: Axel Joerss)
Schon als Jugendlicher interessierte sich Harry, der in Tel Aviv den hebräischen Namen „Zwi“ angenommen hatte, für Fotografie. Während seines Dienstes in der israelischen Armee arbeitete er dort auch im Fotolabor und plante anschließend ein Studium von Film und Fotografie in Deutschland. Seine Freundin Tamar Shapiro konnte sich anfangs nicht vorstellen, ihm nach Köln zu folgen, wo Harry an der Fachhochschule für Fotografie eingeschrieben worden war. 1959 heirateten die beiden in Israel. Schließlich entschied sich Tamar doch, zu ihrem Mann nach Köln zu ziehen. Tamar und Harry Dreifuss fanden Anschluss an die Synagogengemeinde, wo Tamar als Erzieherin und Religionslehrerin arbeitete.
Harry Zwi Dreifuss wurde Kameramann und arbeitete für dokumentarische Film- und Fernsehproduktionen. 1962 drehte er in eigener Regie einen kurzen Spielfilm mit dem Titel „Begegnungen“, der eine schwierige Rückkehr aus Israel nach Deutschland thematisiert. 2006 wurde im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln eine Ausstellung über den Lischka-Prozess in Köln 1979/80 gezeigt. Teil dieser Ausstellung war auch die Geschichte von Harry Dreifuss, der 1971 als Kameramann mit Serge und Beate Klarsfeld den NS-Verbrecher Kurt Lischka in Köln aufgespürt und gefilmt hatte.
Schon viele Jahre hatte Tamar Dreifuss als Zeitzeugin an die Geschichte ihrer aus Wilna stammenden Familie erinnert. In den folgenden Jahren engagierten sich Tamar und Harry auch immer wieder gemeinsam in Zeitzeug*innen-Projekten. Harry Dreifuss wurde für Jugendliche und Erwachsene, die sich mit der Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen auseinandersetzen wollten, ein überaus wichtiger Gesprächspartner.
Harry hatte die wunderbare Begabung, auf eine leise und freundliche Art zwischendrin etwas Lustiges zu sagen, auch, wenn es eigentlich im Gespräch um ernste Themen ging. Tamar und Harry warfen sich dabei oft die Bälle zu, und es wurde immer viel gelacht an den Nachmittagen, an denen sie ihre Freunde und Freundinnen in ihr gastfreundliches Haus nach Pulheim eingeladen hatten. Auch das wird uns sehr fehlen.
Im Sommer 2021 werden wir im Lernort Jawne zu einem Erinnerungsabend für Harry einladen.
Wir trauern mit Tamar und der Familie Dreifuss
Köln, im Dezember 2020 Vorstand und Mitglieder des Arbeitskreis Lern- und Gedenkort Jawne
Samstag, 28. November 2020
28. November 1900 | 28. November 2020
Foto: Jona Hatsor
An seinem 120. Geburtstag erinnern wir an Erich Klibansky, von 1929 bis 1942 Direktor des jüdischen Gymnasiums Jawne und Retter von etwa 130 Schülerinnen und Schülern, die nur durch seine Hilfe und sein organisatorisches Geschick aus Nazi-Deutschland ausreisen konnten und überlebten.
Erich Klibansky wurde nur 41 Jahre alt. Gemeinsam mit seiner Familie wurde er am 20. Juli 1942 von Köln nach Minsk deportiert und am 24. Juli 1942 im Wald von Blagowschtschina erschossen.
Montag, 13. Juli 2020
Erklärung zur Schändung der Gedenkstätte Löwenbrunnen
In der Nacht vom 10. auf den 11. Juli 2020 wurden mehrere Brunnen in Köln mit der Parole »animals bleed for human greed« und einem symbolischen Stierkopf besprüht. Das Wasser dieser Brunnen wurde rot eingefärbt.
Einer dieser Brunnen ist der Löwenbrunnen am Erich-Klibansky-Platz in Köln vor dem Lern- und Gedenkort Jawne, in dem nun »blutiges« Wasser floss.
In die Seitenwände des Brunnens sind die Namen von aus Köln deportierten und ermordeten Kindern eingraviert. Eine Statue »Löwe von Juda« von Herman Gurfinkel, einem überlebenden jüdischen Künstler, der in seiner Jugend das Gymnasium Jawne besuchte, steht in der Mitte des Brunnens. Den Löwenbrunnen am relativ versteckt in der Innenstadt liegenden kleinen Erich-Klibansky-Platz kennen nicht viele Menschen, auch nicht in Köln. Die Täter:innen müssen von seiner Existenz gewusst haben und sie müssen auch gewusst haben, dass es sich hier um eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer der Shoah handelt.
Mitglieder und Vorstand des Arbeitskreises Lern- und Gedenkort Jawne sind schockiert über die Schändung des Brunnens. Wir können uns keine Argumentation vorstellen, die diese Schändung erklärt, und wir wollen es auch nicht. Es ist einfach nur zum Kotzen.
Köln, 13. Juli 2020 Lern- und Gedenkort Jawne – Arbeitskreis und Förderverein
Unsere nächste Veranstaltung: Donnerstag, 15. Juni 2023 | 19 Uhr
»Die Versöhnungsarbeit der Geschichtswerkstatt Minsk und die Herausforderung durch den russischen Krieg gegen die Ukraine«