Mittwoch, 09.07.2025 um 19.00 Uhr
…auf jeden Fall bin ich sozialistisch eingestellt.
Der Jawne-Schüler Samuel Königshöfer und seine Zeit in England – Briefe, Postkarten und Video-Fragmente, vorgestellt von Wolfgang Richter
Ort: Lern- und Gedenkort Jawne, Albertusstr. 26 / Erich-Klibansky-Platz, Köln

© Lern- und Gedenkort Jawne
Samuel Königshöfer, Schüler des jüdischen Gymnasiums Jawne, war 14 Jahre alt, als er im Januar 1939 mit einem von Direktor Klibansky organisierten Kindertransport Nazi-Deutschland verlassen und nach England ausreisen konnte. Dort lebte er mit anderen Jawne-Schülern zunächst in einem Hostel in London. Noch während des Jahres 1939 fand er dort Kontakt zur zionistisch-sozialistischen Jugendbewegung Habonim. Der junge Samuel aus orthodoxem und strenggläubigem Hause, entwickelte sich in nur kurzer Zeit zu einem begeisterten, säkularen Zionisten und sah seine Perspektive nun in einem landwirtschaftlichen und kollektiven Leben in Palästina. Doch bevor er mit seinen Kameradinnen und Kameraden einen eigenen Kibbuz in Palästina bzw. Israel gründen konnte, sollten noch verschiedene Stationen der landwirtschaftlichen und ideologischen Schulung (Hachschara) in England durchlaufen werden.
Die Briefe und Postkarten die Samuel während dieser Zeit an seinen geliebten Bruder Jonas nach Palästina schrieb, sind erhalten geblieben. Sie gewähren lebendige und bewegende Einblicke in die Lebensrealität des jungen Samuel, der nun – unerwartet und plötzlich getrennt von seiner Familie – in einem fremden Land sehr schnell erwachsen werden mußte.
Wolfgang Richter (Lern- und Gedenkort Jawne), der Samuel kennenlernen durfte und seit vielen Jahren zur Geschichte der Kölner Familie Königshöfer forscht, wird Fragmente aus Samuels Briefen und Postkarten vorstellen und kommentieren sowie Zusammenhänge erläutern. Außerdem wird Samuel Königshöfer (1924 – 2023) uns im Rahmen eines Video-Rundganges, entstanden im Jahr 2012, einige Minuten lang durch den Kibbuz Kfar HaNassi in Nord-Israel führen, einen Ort, den er nach seinen „englischen Jahren“ mit aufgebaut hat und dem er sein Leben lang treu geblieben ist.
Eine Begleitveranstaltung zur aktuellen Sonderausstellung »Der Trost von Freundinnen und Freunden – Kindertransporte aus Köln 1939 und die Jawne-Hostels in England«